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Das Highlight kommt ganz am Schluss: Hat Frédéric Probst das E- Moutainbike Eiger von e-FRAMER fertig zusammengebaut, steigt er auf und dreht eine Runde. Nicht etwa, um sein neustes Werk zu feiern, sondern um das Velo zu testen. Laufen die Räder rund? Funktioniert der Elektromotor auch unter Belastung und nicht nur im Montagerahmen? Greifen die Bremsen?

Ein bis zwei Kilometer legt Probst mit dem neuen E-Bike zurück. Bei schönem Wetter draussen auf dem Parkplatz und den Strassen, wenn es regnet oder schneit drinnen in der Montage- und Lagerhalle, die zum Glück genug Platz bietet dafür. Das E-Bike soll ja nicht schon vor der Auslieferung erstmals schmutzig werden.

VIER BIS FÜNFEINHALB STUNDEN

Zwischen vier und fünfeinhalb Stunden brauchen Frédéric Probst oder einer seiner sieben Kollegen in der Werkstatt, um ein E-Bike fertigzustellen. Dabei baut jeder Mechaniker die Velos von Grund auf alleine zusammen. Einzig die Vorder- und Hinterräder für alle Modelle und die Schutzbleche und Gepäckträger für bestimmte Modelle werden vormontiert. Dazu arbeitet e-FRAMER mit zwei sozialen Einrichtungen zusammen. Die Stiftung TRANSfair schickt jeweils zwei Mitarbeitenden in die Werkstatt in Thun, um Pneus und Schläuche auf die Räder aufzuziehen und die Bremsscheiben und Kettenräder zu montieren. In der Stiftung Uetendorfberg schrauben Mitarbeitende die Schutzbleche und Gepäckträger in den eigenen Räumen zusammen.

RUND 150 TEILE FÜR EIN VELO

Der Prozess beim Zusammenbau ist immer der gleiche, die einzelnen Arbeitsschritte sind auf Montageanleitungen vorgegeben. Probst braucht diese allerdings nicht mehr, er kennt die Bikes in- und auswendig. Zuerst holt er den Rahmen aus dem Lager. Die benötigten Einzelteile und Komponenten sammelt er in einer grauen Plastikbox zusammen. Dazu gehören die Kabel für die Elektronik ebenso wie diverse Schrauben, aber auch die Bremshebel und Bremsbacken, die Übersetzungen und der Motor. Rund 150 Teile kommen so zusammen. Zuerst zieht er die Kabel ein, dann folgt ein Teil nach dem anderen. «Bei einigen Bikes ist die Montage der Akkuhalterung heikel – da geht es um Millimeter», sagt. Probst. Schliesslich muss die Kundin oder der Kunde den Akku selbst herausnehmen und einsetzten können, ohne dass etwas klemmt.

Velos haben Probst bereits als Jugendlicher fasziniert. «Ich bin schon in jungen Jahren begeistert Velo gefahren und habe gerne an ihnen runmgeschräubelt», sagt der heute 54-Jährige. Gelernt hat er ursprünglich Maschinenmechaniker. Bevor er bei e-FRAMER eingestiegen ist, hat er für ein paar Jahre ein Geschäft mit Zweirädern geführt: «Ich habe alles verkauft und geflickt – vom Kindervelo bis zum Töff.» Doch in der Konkurrenz zu grossen Anbietern mit günstiger Ware hatte er als kleiner Unternehmer keine Chance – er musste seinen Traum aufgeben. Heute ist er glücklich, konnte er im September 2019 in ein so innovatives Unternehmen wie e-FRAMER einsteigen. Das zudem gerne auf seine Erfahrung profitiert.

«ES IST KEINE FLIESSBANDARBEIT»

Der Job bei e-FRAMER sagt Frédéric Probst zu: «Dass wir die Bikes von A bis Z selbst zusammenbauen können, macht die Arbeit abwechslungsreich – es ist keine Fliessbandarbeit.» Es komme zwar ab und zu vor, dass er ein paar Tage lang immer wieder das gleiche Modell montieren muss, meist wechseln sich diese aber ab. «Für ein einfacheres Bike wie das Grimsel benötige ich einen halben Tag, bei einem komplizierten wie dem Eiger, das vollgefedert ist, dauert das ein bis eineinhalb Stunden länger.» Das macht dann durchschnittlich 1,7 Bikes pro Tag.
Doch es gibt noch mehr Abwechslung: e-FRAMER entwickelt regelmässig neue Modelle, wobei auch die Erfahrung der Mechaniker gefragt ist, die in der Freizeit oft selbst auch auf dem Bike sitzen. Und es kommen immer wieder Kundinnen und Kunden für Beratungsgespräche und Reparaturen in die Manufaktur in Uetendorf bei Thun.

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